Manchmal stehe ich vor der Grundschule ein paar Minuten in der Sonne und warte auf unseren Nachwuchs. Langweilig wird es nie, weil u.a. Kinder Tischtennis spielen. Ein Junge schlägt sie alle. Er ist ziemlich klein und spielt mit einem Schläger ohne Gummierung. Nur das blanke Tischtennisschlägerholz. Er hat es drauf.
Die Ausrüstung kann helfen. Aber der entscheidende Faktor sind wir. Wenn wir uns mit dem beschäftigen, was wir haben und versuchen, damit besser zu werden, die Werkzeuge zu beherrschen und Ergebnisse zu erzielen, brauchen wir möglicherweise gar nicht mehr weitere Software, Hardware und sonstige Ausrüstung, die viel Geld und Zeit verschlingen kann.
Man kann z.B. Dokumente oder auch Urlaubsbilder so ablegen, dass man sie ohne Dokumentenmanagementsystem wiederfindet. Qualitätsmanagement und definierte Prozesse sind nicht nur mit speziellen Softwarelösungen darstellbar, sondern auch mit einfachen Systemen. Ein Graphik-Designer braucht im Wesentlichen eine Idee und die Vorstellung, wie er die Inhalte auf die Straße bringen möchte. Schrifttypen und spezielle Programme helfen. Mehr nicht. Ein Fotograf muss wissen, was ein sehr gutes Bild ausmacht und seine Ausrüstung kennen. Es kommt mehr auf sein Auge an, als auf die Kamera.
Ich kann mir das gleiche Equipement kaufen, das Udo Lindenberg nutzt. Ich werde nie so klingen. Und andererseits kann Lindenberg auch mit einer veralteten, schrottreifen Anlage Musik machen. Es wird immer nach Lindenberg klingen.
Die Ausrüstung kann helfen. Aber der Ton kommt von uns.
Wir nutzen viele Hilfsmittel – aber auch viele davon nur halbherzig! Dann können wir es auch ganz sein lassen! Auf das wesentlich konzentrieren – dies ist aber eine echte Kunst das zu beherschen! Der Mensch hat ja Angst – und gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit – etwas zu verpassen! Fängt viele Dinge an und vieles bleibt auf halber Strecke liegen – geht mir ja auch so!
Lieber Herr Stahl,
ich stimme Ihnen zu. Auf das Wesentliche konzentrieren und ab und zu mal
einen Ausflug ins Unwesentliche, um zu sehen, ob es vielleicht noch was
unwesentliches gibt, das zum Wesentlichen werden könnte.
Herzliche Grüße
Cornelia Kisslinger-Popp
Hallo Frau Kisslinger-Popp und Rüdiger, das Bild vom ‚Ausflug ins Unwesentliche‘ hat mir gefallen.
Mir ist noch ein Beispiel eingefallen: Wir haben ein Spitzenkoch zum Freund. In seiner Küche stehen erstaunlich wenig Maschinen. Dazu seine (wohl etwas verkürzt wiedergegebene) Meinung: ‚Richtige Messer, ein guter Herd, das nötige Können und gute Produkte. Mehr braucht es nicht.‘
Moin,
und einerseits stimme ich absolut zu, dass das entscheidendste Kriterium für die Qualität des Outputs die persönlichen Fähigkeiten sind, finde aber gleichzeitig auch, dass man seine eigenen Fähigkeiten mit gutem Werkzeug durchaus noch verbessern kann. Mein Lieblingsbeispiel dazu: Ich war mal in Südamerika in irgendeinem Dschungelcamp als Urlauber unterwegs. Morgens auf dem Weg zum Frühstück sehe ich eine tauglitzernde Blume, die im aufgehenden Sonnenlicht einfach nur toll aussieht und versuche angestrengt, sie irgendwie zu fotografieren. Während ich noch probiere kommt ein anderer Gast vorbei, den ich am Abend zuvor dort kennengelernt habe, er ist Fotograf für National Geographic. Ich gebe ihm meine Kamera und bitte ihn, diese Blume zu fotografieren. Er nimmt meinen Apparat, guckt einmal hin, einml her, drückt auf den Auslöser und gibt mir den Apparat zurück. Anschließend macht er mit seiner Kamera noch ein paar Aufnahmen. Seine Aufnahme auf meiner Kamera unterscheidet sich von meinen eigenen Aufnahmen (derselben Blume) so deutlich, wie das Bild eines 6jährigen von dem eines begabten Zeichners. (oder wie der Unterschied zwischen geknipst und fotografiert….) Er schickte mir dann aber auch noch eine der Aufnahmen, die er mit seiner eigenen Kamera gemacht hatte, und hier ist dann noch mal ein deutlicher Qualitätsunterschied zu erkennen. Ich habe durch dieses Erlebnis gelernt, dass ein Könner auch mit einer Laienausrüstung immer besser ist als der Laie – dass es aber auch gute Gründe für eine Profiausrüstung gibt. – Ich hätte übrigens mit seiner Kamera noch schlechere Fotos gemacht als mit meiner, weil ich seine Kamera nicht hätte bedienen können, so dass nur eine gute Ausrüstung sogar kontraproduktiv sein kann.
In Bereichen, in denen ich mich gut auskenne, finde ich aber eine gute Ausrüstung absolut notwendig.
Guten Morgen Frau Feldmann,
danke für das schöne Beispiel. Das eigene Können und die richtigen Hilfsmittel sind die Idealkombination. Aber der Fokus liegt auf dem Können. Denn ich mache den Ton, erbringe die Leistung, mache sie individuell und unverwechselbar.
Beste Grüße
Christoph Nowag