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Die Schublade bleibt zu.

Als Student war ich auf Betriebsbesichtigung bei einem innovativen und erfolgreichen mittelständischen Unternehmen. Vieles war hier anders. Zum Beispiel war an jeder Bürotür neben dem Namen und der Funktion des Mitarbeiters ein vierfarbiger Kreis mit eingezeichnetem Profil des jeweiligen Mitarbeiters zu sehen. Ich fragte den uns führenden Betriebsinhaber nach der Bedeutung dieses Farbschemas und begegnete damit das erste mal dem DISG-Persönlichkeitsprofil. Jeder Mitarbeiter hatte unter professioneller Anleitung eine solche Analyse seiner Persönlichkeit erstellt und dokumentierte diese so nach außen. Besucher sollten damit gleich wissen, mit ungefähr was für einer Person sie es zu tun haben werden und wie sie sich auf sie einstellen können.

Ich fand damals die DISG-Methode faszinierend und habe auch schon mehrfach für mich den Test gemacht. Die Türschilder mit aufgedrucktem DISG-Profil des dahinter sitzenden Mitarbeiters dagegen empfand ich als sonderbar. Bevor ich überhaupt zu einem ersten eigenen (Vor-)Urteil kommen konnte, wurde der Mitarbeiter schon für mich kategorisiert und in eine Schublade gesteckt.

Wir alle (be-)werten unseren Gegenüber innerhalb kürzester Zeit. Und manchmal liegen wir mit unserer Beurteilung richtig und manchmal meilenweit daneben. Aber selbst wenn die Beurteilung richtig ist, könnte ich ohne Wertung noch viel mehr im Menschen sehen. Hinsehen. Wahrnehmen. Nicht schon beim ersten Blick werten.

Kann ich hinschauen ohne gleich zu bewerten? Nein. Aber ich versuche es. Und irgendwann springt die Schublade nicht mehr sofort auf.

19. Februar 2013 von Christoph Nowag | Kategorien: Think

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