Kochrezepte im Unternehmen.
Prozessbeschreibungen für bestimmte Arbeiten zu haben ist etwas tolles. An was muss man denken, wie sind bestimmte Schritte aufeinander aufgebaut, welche weiteren Hilfsmittel können helfen usw. Für z.B. die Jahresabschlusserstellung ist das eine feine und beruhigende Sache.
Vor kurzem habe ich in einem Buch gelesen, Prozessbeschreibungen würden zur Nullfehlerarbeit führen und das müsste das Ziel eines Unternehmens sein. Als Beispiel wurde der Check des Flugzeugs durch die Piloten vor dem Start mit ihrer Checkliste genannt, die jedes mal abgearbeitet wird. Das stimmt und trotzdem habe ich bei dieser Analogie ein etwas mulmiges Gefühl. Den Piloten bin ich dankbar dafür, dass sie das so machen. Denn es geht um Leben. Bei den meisten von uns dürfte es jedoch nicht ganz so dramatisch sein, wenn man seine Arbeit etwas anders erledigt als lt. Checkliste oder wenn einmal ein Fehler passiert.
Wenn die Checkliste die Oberhand gewinnt und diese stur so abgearbeitet werden muss, könnte es passieren, dass das Abhaken Mittelpunkt der Arbeit wird. Und es muss auch nicht alles in einem Unternehmen über Prozessbeschreibungen und Checklisten abgebildet sein. Denn diese Überregulierung lähmt das Unternehmen eher als dass sie hilft. Es engt uns ein und die Bürokratie gewinnt die Oberhand über die eigene Kreativität und das eigene Können.
Mir gefällt für Prozessbeschreibungen das Bild von Kochrezepten gut. Ein solches Rezept sagt, was man braucht und wie es gemacht wird. Sollte ich aber das Gefühl haben, es könnte anders noch besser gehen, kann ich es auch so probieren. Wenn das Ergebnis dann besser ist, überarbeiten wir das Rezept zusammen und entwickeln es weiter. Und so wie niemand mehr das Rezept Spaghetti mit Salbeibutter braucht, der es einmal gekocht hat, können mit der Zeit auch bestimmt Prozesse als allgemein bekannt gelten und aussortiert werden.