Kochrezepte im Unternehmen.

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Christoph Nowag

Veröffentlicht am 

von Christoph Nowag

Kategorie: Archiv

Prozessbeschreibungen für bestimmte Arbeiten zu haben ist etwas tolles. An was muss man denken, wie sind bestimmte Schritte aufeinander aufgebaut, welche weiteren Hilfsmittel können helfen usw. Für z.B. die Jahresabschlusserstellung ist das eine feine und beruhigende Sache.

Vor kurzem habe ich in einem Buch gelesen, Prozessbeschreibungen würden zur Nullfehlerarbeit führen und das müsste das Ziel eines Unternehmens sein. Als Beispiel wurde der Check des Flugzeugs durch die Piloten vor dem Start mit ihrer Checkliste genannt, die jedes mal abgearbeitet wird. Das stimmt und trotzdem habe ich bei dieser Analogie ein etwas mulmiges Gefühl. Den Piloten bin ich dankbar dafür, dass sie das so machen. Denn es geht um Leben. Bei den meisten von uns dürfte es jedoch nicht ganz so dramatisch sein, wenn man seine Arbeit etwas anders erledigt als lt. Checkliste oder wenn einmal ein Fehler passiert.

Wenn die Checkliste die Oberhand gewinnt und diese stur so abgearbeitet werden muss, könnte es passieren, dass das Abhaken Mittelpunkt der Arbeit wird. Und es muss auch nicht alles in einem Unternehmen über Prozessbeschreibungen und Checklisten abgebildet sein. Denn diese Überregulierung lähmt das Unternehmen eher als dass sie hilft. Es engt uns ein und die Bürokratie gewinnt die Oberhand über die eigene Kreativität und das eigene Können.

Mir gefällt für Prozessbeschreibungen das Bild von Kochrezepten gut. Ein solches Rezept sagt, was man braucht und wie es gemacht wird. Sollte ich aber das Gefühl haben, es könnte anders noch besser gehen, kann ich es auch so probieren. Wenn das Ergebnis dann besser ist, überarbeiten wir das Rezept zusammen und entwickeln es weiter. Und so wie niemand mehr das Rezept Spaghetti mit Salbeibutter braucht, der es einmal gekocht hat, können mit der Zeit auch bestimmt Prozesse als allgemein bekannt gelten und aussortiert werden.

6 Gedanken zu „Kochrezepte im Unternehmen.“

  1. Hallo Christoph,
    mit Deinen Ausführungen sprichst Du mir aus der Seele. Das sind genau die Argumente gegen eine QM-Zertifizierung. Organisation und Ablaufregelungen ja, aber keine Überregulierung mit Scheinsicherheit.
    Gruß nach Stuttgart
    Klaus

    • Hallo Klaus,

      der Begriff ‚Scheinsicherheit‘ gefällt mir sehr. Und Bürokratieabbau kann ja auch ein Ziel sein. Vielleicht auch bei den Prozessen.

      Beste Grüße
      Christoph

  2. Hallo Christoph,
    das sehe ich auch so – gesunder Menschenverstand muss vor Regulierung kommen. Selbst bei einer Zertifizierung genügt es, »80 %« zu dokumentieren. … und Nullfehler ist – abgesehen von sicherheitsrelevanten Prozessen – Unsinn. In der Praxis werden Fehler unter den Teppich gekehrt – nur um ein Ziel sklavisch zu verfolgen.
    Herzliche Grüße nach Stuttgart
    noch ein Klaus

  3. Guten Abend Klaus,

    Förster & Kreuz schreiben in Ihrem neuen Blogbeitrag über das Überregulieren und den Verlust des eigenen Verstandes, der Verantwortung und letztlich der Freiheit. Das ist schon nicht alles so einfach und ich bin manchmal froh, dass ich mein überschaubares Unternehmen habe, in dem wir Entscheidungen und Veränderungsprozesse schnell und in Übereinstimmung hinbekommen.

    Beste Grüße
    Christoph

    Hier zum Blogbeitrag: http://home.foerster-kreuz.com/2012/05/vormundschaft-und-fettsteuer.html

  4. Hallo Christoph,
    Wenn die Prozesse als gelernt und verinnerlicht bleiben, lediglich die Dokumentation als Lernhilfe wegfällt, bin ich bei Dir. Erfolgreich haben sich Routinen in dem Gehirn der Prozessbeteiligten gebildet und der OE Prozess geht auf dieser neuen Lernebene weiter, so verstehe ich gelebtes QM.

  5. Hallo Thomas,

    vereinbarte Prozesse müssen gelebt werden, sonst sind sie es nicht wert, dokumentiert zu werden. Aber auch für gelebte Prozesse ist die Dokumentation aus meiner Sicht wichtig, sonst versteht irgendwann jeder etwas Unterschiedliches. Auch für die Weiterentwicklung ist es hilfreich. Ich fürchte mich nur vor eine Überregulierung und damit auch vor einer ausufernden QM-Dokumentation.

    Beste Grüße
    Christoph Nowag

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