Seit vielen Jahren habe ich eine Hausstrecke, die ich immer wieder auf dem Fahrrad abfahre. Mal pedaliere ich gemütlich, mal rase ich. Hier kenne ich jede Steigung und jede Kurve. Langweilig wird mir nie, es ist immer anders.
Vor kurzem fiel mir auf, dass ich bisher die Strecke immer nur in einer Richtung abgefahren bin. Also fuhr ich das nächste mal den Rundkurs entgegengesetzt. Vieles hatte ich so noch nie gesehen. Es war für mich, als wäre es eine ganz andere Tour. An einer Kreuzung musste ich sogar absteigen, um mich zu orientieren.
Das, was zu einem guten Teil Gewohnheit geworden ist, war auf einmal auf den Kopf gestellt. Ich entdeckte vieles neu und musste hellwach sein, um auf Kurs zu bleiben. Nur, weil ich die Richtung geändert habe und damit die Perspektive.
Auch in unserem Leben und im Unternehmen bekommen wir neue Einblicke, wenn wir neue Perspektiven wagen. Das muß gar nichts großes sein. Wer im Besprechungszimmer nicht immer auf seinem gewohnten Platz sitzt, merkt vielleicht, dass dem Kunden auf diesem Platz die Sonne unangenehm ins Gesicht scheint. Wer selbst im Büro anruft, hört, wie Anrufer begrüßt werden, weiterverbunden werden. Wer Checklisten selbst auch abarbeitet, findet fragewürdiges usw.
Durch Nachdenken werden wir nur in seltenen Fällen zu neuen Perspektiven gelangen. Wir müssen dafür schon aktiv werden und gewohnte Positionen verlassen.