Als ich noch ein Kind war, wusste ich genau, was mir Spaß machte und was ich gerne tun wollte. Doch irgendwann wurde diese innere Klarheit immer stärker überlagert durch Zwänge, äußere Einflüsse und Meinungen Dritter. Ich bin möglicherweise kein Einzelfall.
Jeder von uns lebt in vielfältigen Rollen: Als Chef, Mitarbeiter, Elternteil, Partner, Sportler, ehrenamtlich Tätiger usw. Spannend ist es, sich einmal in ein paar ruhigen Minuten darüber Gedanken zu machen, was das alles für Rollen sind und wie wir sie leben. Also nehmen wir
- ein Blatt Papier zur Hand und notieren, was wir alles für Rollen ausfüllen. Möglicherweise kommt hierbei eine hohe Anzahl ganz unterschiedlicher Lebens-Rollen zusammen.
- Anschließend schauen wir uns an, welche Lebensbereiche uns besonders interessieren. Hierzu können wir ein sogenanntes Lebensrad nutzen: Auf ein zweites Blatt zeichnen wir einen Kreis, unterteilt in z.B. acht gleiche Felder. Zu jedem der Felder schreiben wir einen für uns besonders relevanten Interessensbereich, z.B. Familie, Freunde, Unternehmer, Kreativität, Gesundheit / Fitness, Fortbildung, Musikalität usw.
- Wie wichtig sind uns diese jeweiligen Lebensbereiche? Dazu markieren wir zu jedem Bereich auf der Speiche einen Punkt. Der Mittelpunkt bedeutet ‘nicht wichtig’, der äußere Rand ‘sehr wichtig’. Diese Punkte verbinden wir miteinander. Es entsteht ein Spinnennetz.
- Welche Rolle gehört zu welchem Bereich? Wir können die jeweiligen Rollen in ein entsprechendes Feld schreiben, möglicherweise sind auch mehrere Rollen in einem Interessenfeld. Vielleicht passt aber auch eine Rolle in gar kein Feld. Dann notieren wir es außerhalb des Rades. Und vielleicht bleibt ein Interessenfeld unbesetzt. Dann haben wir hierfür bisher keine Rolle. Vielleicht passt aber eine Rolle in mehrere Felder.
- Wie leben wir unsere Lebensbereiche? Mit einer anderen Farbe machen wir wieder auf den Speichen Punkte und verbinden diese.
Jetzt stehen unsere Rollen, Lebensbereiche, Ihre Wichtigkeit und wie wir sie leben in einer Beziehung zueinander. An unserem Bild können wir sehen, welche Rollen wir mit welcher Intensität spielen und wie diese zu unseren Interessen passen. Vielleicht gibt es aber auch Rollen, für die wir uns gar nicht interessieren.
Damit ist noch nichts geändert. Aber die Ergebnisse dieses kleinen Experiments könnten ein Start sein.
Download: Vorlage Lebensrad.pdf
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Links zu weiteren Beiträgen zum Thema:
– Richtungswechsel
– Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Über Veränderungen.
Guten Morgen Herr Nowag,
auch hier noch mal :
wieder einmal klasse ! ein guter Weg zu reflektieren ….
schöne Grüße
aus der leider überhaupt nicht beschaulichen und ruhigen Adventszeit,
(ich höre nicht auf daran zu arbeiten ! )
Annette Spelters
Hallo Frau Spelters,
ich glaube auch, dass die Vorweihnachtszeit bei fast jedem mit die wuseligste Zeit ist. Und trotzdem: Es gibt ruhige Oasen. Am Samstag waren wir mehrere Stunden im Wald spazieren und rodeln. Wunderbar.
Beste Grüße
Christoph Nowag
Ein schönes Bild ist das Spinnennetz, um sich seiner Rollen und den Beziehungen zu Ihnen bewußt zu werden.
Nun kann einem aber auch das Spinnennetz einfangen und töten, oder zumindest die Luft nehmen.
Habe ich vielleicht zu viele Rollen, tanze ich auf allen Hochzeiten?
Anhand des Bildes kann man sich auch klar werden bestimmte Rollen abzulegen und die zu dünnen Spinnenseile zu festen haltbaren Stricken für sein Leben schmieden.
Fangt frühzeitig damit an. Mit zunehmenden Alter kann es zu spät sein.
Lieber Wolfgang,
genau so soll es sein: Das Spinnennetz oder Lebensrad als Hilfsmittel, sich über sich selbst klar zu werden. Und dann sollte sich die eine oder andere Veränderung anschließen. Wenn Änderungs-/Entwicklungsbedarf besteht.
Beste Grüße
Christoph