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Eine Frage der Perspektive

Das vor einem liegende Problem ist das Schwierigste. Ist es erledigt, sieht das gleiche Problem wieder ganz anders aus. Die Sichtweise hat sich geändert.

In einem Experiment wurde einer Versuchsgruppe eine Anzahl einfacher Rechenaufgaben mit Lösungen vorgelegt. Eine Lösung war falsch. Was meinen Sie, was auf die Frage geantwortet wurde: ‘Was fällt Ihnen auf?’ Alle: ‘Eine Rechnung ist falsch.’ Keiner hat z.B. gesagt: Alle Rechnungen sind richtig bis auf eine.
Es ist eine Frage der Haltung.

Ich habe ein nettes Beispiel zu sich verändernden Perspektiven gelesen:

Einem Bauern entläuft ein Pferd: Alle bemitleiden ihn.
Am nächsten Tag kommt das Pferd mit drei anderen zurück: Alle beneiden ihn.
Wieder einen Tag später fällt sein Sohn vom Pferd und bricht sich ein Bein: Alle bemitleiden ihn.
Kurz darauf rekrutiert das Militär alle jungen Männer zum Kriegsdienst. Den Jungen wegen des gebrochenen Beins nicht: Alle beneiden ihn.

Häufig wissen wir noch nicht, was sich aus einer Situation ergeben wird. Aber es wird einfacher, wenn wir eine positive Haltung haben.

Ich selbst hatte vor vielen Jahren eine schwere Operation, die im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge hätten gehen können. Ich hätte gerne auf die Erfahrung verzichtet. Aber der Aufenthalt im Krankenhaus war schön: Ich konnte schlafen, träumen, spazieren gehen, wurde viel besucht … es war eine erholsame und ereignisreiche Zeit. Eine Frage der Perspektive.

Der Management-Trainer Boris Grundl sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Auf einem Vortrag meinte er sinngemäß: ‘Natürlich hadere ich manchmal mit meinem Schicksal. Aber meistens bin ich dankbar. Ich bin in die Reha gekommen. Dort habe ich meine Frau kennengelernt. Wir haben eine wunderbare Tochter. Ich habe mich beruflich neu orientiert. All das gäbe es ohne den Unfall nicht. Wenn ich mit meinem jetzigen Leben im Einklang bin, heißt das auch: Der Unfall gehört dazu.

Jede Medaille hat zwei Seiten. Es liegt an uns, auch die andere Seite zu betrachten. Seine eigene Sichtweise zu verändern, ist nicht ganz einfach. Sich vorzunehmen, dass Glas nicht mehr halbleer, sondern als halbvoll zu sehen, ist vom Vorsatz zwar einfach, in der Realität aber nicht. Vielleicht hilft es uns, wenn wir morgens noch kurz liegenbleiben und uns vergegenwärtigen, was alles in Ordnung ist: Die Familie, die Arbeit, der Freundeskreis, die Gesundheit …

… Es ist alles eine Frage der Perspektive.

21. Juni 2011 von Christoph Nowag | Kategorien: Think

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